Tank oder Teller?

Die Krise als Chance

Tortilla

Anfang 2007 brach in Mexiko die „Tortilla-Krise“ aus: Der Preis für Mais – Grundlage der Fladenbrote – war innerhalb weniger Wochen auf das Doppelte gestiegen und für viele Mexikaner unerschwinglich geworden. Grund dafür war die stark wachsende Produktion von Bioethanol in den USA: Der Mais wurde dort zu lukrativem Treibstoff verarbeitet und nicht mehr nach Mexiko geliefert.

Das Beispiel zeigt: Der Anbau von Biomasse zur Energieproduktion (neben Getreide zum Beispiel auch Holz) kann in Konkurrenz zum Nahrungsanbau treten, weil es nicht beliebig viele Anbauflächen gibt. Die kurze Formel „Tank oder Teller“ bringt das Dilemma auf den Punkt. Die Probleme könnten sich noch verschärfen, weil in den kommenden Jahren weltweit immer mehr Bio-Energie erzeugt werden soll. Wie lässt sich dieser Konflikt vermeiden? Und wie können die knappen Anbauflächen optimal genutzt werden?

Die Zukunft der Energiepflanzen

Raps

Heute bauen deutsche Landwirte auf rund zwei Millionen Hektar Fläche „Energiepflanzen“ wie Raps an. Bis 2050 ließe sich diese Fläche ungefähr verdoppeln. Im Rahmen des Projektes „Nachwachsende Rohstoffe und Landnutzung (NaRoLa)“ – raten Forscher vom Institut für Weltwirtschaft: Biomasse soll direkt zur Energieproduktion verwertet werden, statt Biodiesel oder Bioethanol zu erzeugen. Am KIT in Karlsruhe wurde dazu das Verfahren „bioliq“ entwickelt. Es erzeugt aus Rohmasse eine Flüssigkeit mit wesentlich höherer Energiedichte und kann deshalb mit guter Energiebilanz zu einer Raffinerie transportiert werden. Das Verfahren funktioniert mit „Schnellpyrolyse“. Dabei wird Biomasse unter Luftabschluss mit Hitze vergast. So entsteht eine ölige, schwarze Flüssigkeit (Bio- Slurry),der „Energy Drink“ für die Treibstoffproduktion. Vorteil: Das Verfahren läuft in dezentralen Anlagen, überall, wo es Energiepflanzen gibt. Mehr Infos: www.narola.ifw-kiel.de und www.fzk.de/bioliq